TGIF – Thank God It’s Facebook Places! Oder auch: Der plötzliche Freitag
Kennt ihr solche Wochen? Es ist erst Montagmorgens, man öffnet seine müden Augen und denkt schon direkt „Man, hoffentlich ist bald Freitag… Gäähn.“. Jeden Tag freut man sich, denn das Wochenende naht… und dann ganz plötzlich ist es Freitagnachmittag und man hat rein gar nicht nichts fürs Wochenende geplant. Der Schock ist groß, denn man will ja nicht die kostbare Freizeit für Langeweile und drittklassige Chartshows im TV vergeuden. Also verfällt man in panisches Planen, durchforstet als erstes die eigenen Kontakte, ruft Freunde und Kollegen an, schreibt wie wild WhatsApps und SMS. Der letzte verzweifelte Akt ist dann ein Facebook-Post a la „Hey was geht heute Abend so in Stadt XY??? Irgendwer Bock auf Parteyyy???“ – gebt es doch zu, mit diesem Klassiker hat jeder von Euch schon mal für den einen oder anderen mitleidigen Lacher gesorgt ;D. Naja jedenfalls, irgendwann findest man dann noch ein paar Leidensgenossen, die noch nichts anderes vor haben und zu allen Schandtaten bereit sind. Die Freude ist groß, aber der nächste Schock lauert bereits…
Lass und mal was Neues ausprobieren… aber wohin bloß?
Wir sind jung, es ist Wochenende, wir haben Lust, wir haben alle Möglichkeiten und wir sind nicht allein, ABER was sollen wir bloß machen?? Erst kürzlich habe ich Stunden damit verbracht, mit einem Freund herum zu diskutieren, wer nun vorschlägt, wo wir unser Feierabendbier trinken sollen. Man hat doch schon die ganze Woche so viele Entscheidungen, die man treffen muss. Warum verfolgt einen diese undankbare Aufgabe eigentlich auch am heiligen Freitag? Ich möchte auch mal nicht überlegen, einfach etwas vor die Nase gesetzt bekommen – also doch couchen vor der Glotze?
Findige Leser werden jetzt denken: Ach komm es gibt doch so viele Städteblogs, Magazine und Empfehlungsportale, auf denen man sich informieren kann. Aber sind wir mal ehrlich, ich kenne diese Menschen, die mir diese Kneipe empfehlen möchten doch gar nicht. Woher soll ich wissen, dass unsere Meinungen ähnlich sind? Gerade beim Thema Freizeit gehen Meinungen doch wirklich meilenweit auseinander! Und des Weiteren: Empfehlungsportale sind „Orte“, an denen man sich eigentlich nur aufhält, wenn man sauer ist, wenn einem etwas Unerhörtes wiederfahren ist oder wenn man sich mit seinen Schreckensgeschichten brüsten will. Empfehlungsportale sind die neuen Nachbarn, denen man am virtuellen Gartenzaun erzählt, wie viele Ratten im neu eröffneten Imbiss um die Ecke bereits gesehen wurden, nur um die gruselige Zahnarzt-Geschichte des Nachbarn zu übertrumpfen. Alles vorausgesetzt, wir glauben den Portalen, dass sie die gefälschten Bewertungen tatsächlich raus fischen können bzw. nicht zulassen…
Eine Lösung für den „plötzlichen Freitag“?
Also zurück zu unserem Freitags-Dilemma. Oder sagen wir vielleicht Ex-Dilemma? Ich habe nämlich kürzlich etwas entdeckt, das mein Problem eventuell lösen könnte: Facebook Places. Facebook launchte erst vor ein paar Tagen klammheimlich unter dem Motto “Entdecke in jeder Stadt großartige Orte” diese in meinen Augen sehr interessante Alternative zu Empfehlungsportalen. Darin findet man gesammelt die am häufigsten bewerteten Facebook-Orte in einer Stadt; nach Kategorien sortiert und mit Bewertungen und Bildern von Usern untermauert.
Facebook Places bietet also auf der Startseite eine Suchleiste zur Auswahl der Stadt in welcher man nach einer Empfehlung sucht. Anschließend bekommt man eine Übersicht der vorhandenen
- Bars
- Kunst und Unterhaltung
- Restaurants
- Hotels
- Cafés
- Öffentliche Attraktionen
- Fitnessstudios
- Kinos
- Schulen
- Theater
- Lebensmittelgeschäfte
- Sehenswürdigkeiten
Die Ergebnisse sortiert Facebook gemäß der bereits vorhandenen Nutzerbewertungen und ergänzt diese noch zusätzlich mit Kommentaren aus dem eigenen Freunde-Netzwerk zu den jeweiligen Orten auf Facebook. In jedem Eintrag finden wir einen Button „Route planen“ der uns zum passenden Eintrag in bing maps führt. Klickt man direkt auf einen der Orte, gelangt man auf die jeweilige Facebook-Seite. Man kann Facebook Places auch nicht-eingeloggt nutzen, allerdings fehlen dann die entsprechenden Funktionen zum Teilen und Bewerten, und die Nutzer-Kommentare sind nicht individuell zugeschnitten.
Authentischere Alternative zu klassischen Empfehlungsportalen?
Auf den ersten Blick macht das Verzeichnis einen weitaus authentischeren Eindruck auf mich – vor allem weil auch User, die ich persönlich kenne, dort die eine oder andere Bewertung hinterlassen haben. Auch die Bilder entstanden ja meist nicht mit dem Hintergedanken, diese in einem Empfehlungsportal anzeigen zu lassen (wie man sich das ja bei Yelp etc. vorstellen muss) sondern, um den eigenen Facebook-Freunden mitzuteilen, dass man gerade in der coolsten Bar der Stadt unterwegs ist bzw. man aus irgendeinem Zufall in der abgeranztesten Kneipe im Bahnhofsviertel gelandet ist.
Ich erachte es als Vorteil für die Qualität des Portals, dass man sich als Nutzer nicht extra anmelden muss, um eine Bewertung abzugeben, sondern diese automatisch während der Facebook-Nutzung sozusagen nebenbei abgeben kann. Aus meiner Sicht führt das dazu, dass die Bewertungen verlässlicher sind und im Moment noch recht wenige Fake-Bewertungen anzutreffen sein dürften – wie das in Zukunft aussieht, sei mal dahingestellt.
Handling noch etwas umständlich
Tatsächlich etwas umständlich ist aktuell die Tatsache, dann man das Verzeichnis wirklich am besten nutzen kann, wenn man gerade echt keine Ahnung hat, was man mit sich anstellen soll und nach einer Inspiration sucht. Sobald man eine etwas genauere Vorstellung der Abendplanung hat wie zum Beispiel „Pizza essen gehen“, muss man trotzdem die Suche erst mal mit der Eingabe der Stadt beginnen, über die Kategorien weiter navigieren und kann auf der Kategorieseite dann erst die Art des Ortes in „Pizzeria“ spezifizieren.
Fazit für Unternehmen
Jetzt habe ich das ganze ja nur aus der Perspektive des Nutzers aufgezeigt, aber was bedeutet das neue Places eigentlich für Unternehmen, die sich auf Facebook möglichst positiv präsentieren wollen? Als Unternehmen sollte man sich ganz klar mit der Tatsache auseinander setzen, dass Facebook-Bewertungen nun an Relevanz gewinnen können. Wer schlechte oder schlicht und ergreifend noch keine Bewertungen gesammelt hat, hat in Facebook Places keine Chance, auf sich aufmerksam zu machen! Lokale Unternehmen sollten daher das Sammeln von authentischen Bewertungen in ihre Facebook-Strategie integrieren und die Besucher noch stärker dazu auffordern Fotos und Ihre Erfahrungen im Netzwerk zu teilen und dabei das Unternehmen zu taggen! Wo früher „gefällt-mir-Angaben“ das wichtigste Gut im Facebook-Universum waren, werden nun die Bewertungen mehr in den Fokus wandern. Zumindest für Lokalitäten die sich aktuell in den Kategorien des Empfehlungsportals wiederfinden. Aber wer weiß, vielleicht suchen wir dort ja zukünftig auch nach Copyshops oder Frisören? Ein offener Umgang mit und vor allem freundliche aber direkte Hinweise auf die Möglichkeit eine Bewertung zu hinterlassen, schadet nicht, solange man die Kunden auch glücklich macht!
guided browsing
Ich geb dem ganzen mal eine Chance und werde versuchen, meine zukünftigen „plötzlichen Freitage“ durch guided browsing – wie es Greg Sterling von search engine land nennt – zu retten und hoffentlich nicht durch die große Auswahl überfordert sein, sondern durch den richtigen Tipp eines guten Freundes immer und immer wieder den Abend meines Lebens erleben 😉
So, was sagt ihr dazu? Kennt Ihr das Phänomen „plötzlicher Freitag“ eigentlich? Würdet ihr Euch auf die Places Empfehlungen verlassen, oder ist das eurer Sicht totaler Humbug? Schreibt’s jetzt in die Kommentare, sagt es mir persönlich, oder schreibt mir eine Mail!
Bis Morsche! Blanka