Dr. Merkel oder: Wie ich lernte, den Datenschutz zu lieben – Teil 2
An dieser Stelle möchte ich einige Tipps geben, wie man der Überwachung auf sinnvolle und einfache Weise begegnet werden kann. Im Anschluss finden sich noch einige Links zu weiterführenden Programmen bzw. Plugins, die sich in diesem Kontext als nützlich erweisen könnten.
Also was tun?
1. Datensparsamkeit
Wer sich in Sparsamkeit übt, wird sich später auch dann nicht wundern, dass seine Daten in falsche Hände geraten, selbst wenn vermeintlich sichere Dienste kompromittiert werden. Man sollte sich stets die Frage stellen: Muss ich Information XY tatsächlich publizieren (beispielsweise als Status-Update, Tweet oder per E-Mail)? Wenn man in sich geht und gut überlegt, kommt man meist zu dem Schluss, dass die jeweilige Information keinen wirklichen Nutzen für einen selbst oder andere bringt und nicht unbedingt veröffentlicht werden muss. Alles, was wir per Internet kommunizieren oder verfügbar machen, spielt den Datensammlern in die Hände.
2. Verschlüsselung und Anonymisierung
Nicht zuletzt Edward Snowden sagte, dass starke Verschlüsselung noch immer funktioniere und die Geheimdienste starke Probleme damit hätten. Zwar speichern Geheimdienste – insbesondere die NSA – gerade verschlüsselte Kommunikation, um sie möglicherweise später mal entschlüsseln zu können, wenn genügend Rechenkapazität oder neue Angriffsmethoden gegen die Algorithmen bestehen, doch sollte Verschlüsselung zum Standard der Kommunikation über das Internet werden. Dabei sollte darauf geachtet werden, dass nicht bloß die Kommunikation oder ausgetauschte Daten verschlüsselt sind, sondern zusätzlich die Kommunikationswege unbekannt sind. Je mehr Kommunikation verschlüsselt wird und je besser die Anonymisierung, umso schwieriger wird es für die Datenschnüffler, an die Inhalte zu kommen.
3. Berechtigungen prüfen
Gerade auf Tablet-PCs und Smartphones benötigen Apps gewisse Rechte, um bestimmte Funktionen zu bieten. Einige Apps verlangen jedoch nach Rechten, die für den Betrieb der App nicht notwendig wären. Vor der Installation die benötigten Rechte zu prüfen, schränkt bei der Wahl der Apps zwar ein, erschwert allerdings das Abgreifen von Daten von mobilen Geräten aus und erhöht zudem die Sicherheit der Geräte selbst.
4. Browser absichern
Wer Websiten ansurft, weiß – wie im gesterigen Beitrag beschrieben – mitunter gar nicht, welche Dienste noch integriert sind und Daten sammeln. Und selbst wenn dies bekannt ist, ist noch immer nicht klar, welche Daten abgefangen werden. Immerhin erlauben clever programmierte JavaScripts weitreichende Überwachung und Datenerfassung. Wer also sicherer vor Datenkraken sein möchte und sich zusätzlich von Werbung befreien und Einfallstore für Schadsoftware schließen möchte, sollte seinen Browser absichern. Hier helfen diverse Plugins, die standardmäßig jegliche Scripte deaktivieren, Flash und Werbung blockieren und erst auf manuellen Knopfdruck wieder zulassen.
5. Quelloffene Systeme und Software
Die beste Verschlüsselung bringt nichts, wenn das zugrundeliegende System proprietärer Natur ist. Insbesondere bei nicht quelloffener Software aus den USA wie Microsoft Windows beispielsweise muss im Zweifelsfall davon ausgegangen werden, dass Sicherheitslücken bestehen oder sogar absichtlich Hintertüren eingebaut sind. Zwar kann man das nur schwerlich nachweisen und es liegt auch nicht in meinem Interesse, Unternehmen zu diskreditieren, doch spielt genau hier quelloffene Software (Open-Source-Software) ihren Vorteil aus. Bei dieser kann jeder den Quellcode herunterladen und das jeweilige Programm selbst daraus kompilieren. Der Quellcode ist also offen für jeden und kann von jedem und zu jeder Zeit eingesehen werden. Bei geschlossener Software kann das niemand außer dem Hersteller. Man vertraut diesem – im Gegensatz zu Open-Source-Software – also blind. Insbesondere bei sicherheitsrelevanter Software, etwa zur Verschlüsselung, sollte dies stets bedacht werden.
Diese Maßnahmen sind keinesfalls als ausreichend anzusehen und sollten nicht als final oder gar als hundertprozentiger Schutz verstanden werden, sondern als Wegweiser zu einem bewussteren Umgang mit Daten und Kommunikation in elektronischen Medien. Gleiches gilt für die am Ende des Artikels aufgeführten Programme bzw. Plugins.
Fazit
NSA, Google und die Regierungen scheinen Hand in Hand zu arbeiten, sammeln, analysieren und aggregieren Daten in unvorstellbarem Ausmaß. Die Datensammelwut grassiert wie ein Virus und die einzige Heilung liegt vermeintlich im Selbstausschluss vom Geschehen und dem sozialen Miteinander. Doch sollte das nicht der Weg der Vernunft sein, denn wer sich derart selbst zensiert und resigniert, hat bereits verloren. Datenschutz ist ein mehr als ein Supergrundrecht. Wer behauptet, dass der Schutz der persönlichen Daten “voll 80s” ist und auf jeder sozial interaktiven Welle mitreitet, die das Internet zu bieten hat, sollte sich nicht wundern, wenn die Daten irgendwann unlöschbar im Internet zu finden sind und zu einem persönlichen Problem werden, etwa bei Bewerbungsgesprächen oder schlicht der Partnersuche.
Gerade in Zeiten der völligen Überwachung durch Geheimdienste und mächtige IT-Unternehmen sollte sich Widerstand regen und ein Bewusstsein für die eigenen Daten und deren Wert geschaffen werden. “Ich habe nichts zu verbergen” darf nicht weiter Totschlagargument der Überwachungsbefürworter oder -leugner sein. Wenn dem nämlich so wäre, warum werden dann Kreditkartendaten, PINs und Passwörter geheim gehalten, Toilettentüren geschlossen und Gehälter nicht bekanntgegeben?
Frage an alle Leser
Wir möchten gerne von Euch wissen, wie Ihr mit dem Thema Datenschutz umgeht, was Euch besonders bewegt hat, welche Maßnahmen Ihr ergreift, um Euch zu schützen und wo Ihr die Zukunft des Datenschutzes seht?
Schreibt uns einen Kommentar mit Euren Ansichten. Wir sind gespannt auf das, was Ihr zu sagen habt.
Und im Anschluss noch ein paar nützliche Programme bzw. Dienste:
– TrueCrypt (Verschlüsseln von Dateien und Betriebssystem – Open Source): http://www.truecrypt.org/
– KeePass (Verschlüsselter Passwortmanager mit umfangreichen Funktionen – Open Source): http://keepass.info/
– NoScript (Blockieren von Scripts und Flash im Browser – Firefox): https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/noscript/
– FlashBlock (Blockiert gezielt nur Flash im Browser – Firefox): https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/flashblock/
– Adblock Plus (Blockiert Werbung auf einer Großzahl Webseiten – Firefox): https://addons.mozilla.org/de/firefox/addon/adblock-plus/?src=search
– Ubuntu (kostenloses, vergleichsweise sicheres Betriebssystem auf Linux Basis – Open Source und kostenlos): http://www.ubuntu.com/
Viele Grüße, Mario M.