Social Media Marketing: Über den Sinn und Unsinn von Hashtags
Eine nicht sehr Social Media-affine Person aus meinem persönlichen Umfeld fragte mich kürzlich: „Was genau ist eigentlich ein Hashtag? Ich meine, ich weiß schon was das ist – aber warum nutzt man das? Was soll denn das?“ Und dann fing ich an zu erklären, wozu Hashtags gut sind, was mich wiederum auf die Idee zu diesem Beitrag gebracht hat.
Build A Brand – Run A Campaign – Follow Trends:
Hashtags und Unternehmen
Hashtags sind inzwischen hip, und es gibt nicht wenige Leute, die bei ihren Posts völlig ohne Sinn und Verstand aus jedem #und und #oder ein Hashtag machen. Aber vor allem Unternehmen sollten sich ein bisschen mehr Gedanken machen – oder vielleicht nicht nur ein bisschen, sondern wesentlich mehr. Aber wie setzt man als Unternehmen Hashtags zielführend und sinnvoll ein? Zielführend impliziert natürlich, dass man ein Ziel hat. Dieses sollte man im Rahmen einer Social Media-Strategie festlegen. Und dann noch einmal bei jedem Post überlegen, was man damit hauptsächlich erreichen will. Sichtbarkeit erhöhen ist klar, aber was noch? Hashtags sollten als Bestandteil eurer Strategie genutzt werden und euer Unternehmen oder eure Marke positiv im Netz positionieren. Und: Benutzt sie nur, wenn es angebracht ist und nicht auf Teufel komm raus.
Übrigens: Die drei Punkte aus der Überschrift dieses Abschnitts hat SocialTimes in dieser Infografik als die drei wichtigsten Gründe für Unternehmen, auf Hashtags zu setzen, zusammengefasst.
Definition oder: Das Prinzip hinter dem Hashtag
Hashtags sind ein wichtiges Werkzeug, um Informationen in sozialen Netzwerken zu kategorisieren, indem bestimmte Begriffe verschlagwortet werden. Dadurch können sich User einfacher zurechtfinden und Unternehmen sich besser positionieren. Durch die Raute wird aus dem direkt darauf folgenden Begriff automatisch ein Link generiert, um per Klick alle Postings zu einem Thema sichtbar zu machen bzw. zusammenzufassen.
Gute Hashtags finden
Um gute Hashtags zu finden, gibt es mehrere Optionen. Ihr könnt erst euren Post verfassen und dann überlegen, welche Hashtags dazu passen. Ihr könnt auch nach beliebten Hashtags suchen (Twitter z. B. bietet unter „Trends“ immer eine Übersicht der aktuellen Top-Hashtags des eigenen Netzwerks) und eure Posts daran anpassen. Aber Vorsicht! Schaut auf jeden Fall, ob die Themen auch zu euch passen oder einen Nutzen für euch und eure Fans bzw. Follower haben. Eure Zielgruppe ist schließlich nicht blöd, und ein Post über Gartenmöbel, in den irgendwie das Hashtag #tatort reingequetscht wurde, wirkt gewollt und nicht gekonnt. Im schlimmsten Fall kann das schädigend wirken, im „besten“ einfach nur unprofessionell. Wenn es aber gut passt, kann man solche Hashtags zu bestimmten Ereignissen natürlich super nutzen, um die eigene Reichweite zu steigern.
Ihr könnt natürlich auch selbst einen Hashtag kreieren. Das bietet sich zu Beispiel im Rahmen einer Kampagne an oder zur Einführung eines neuen Produkts. Bekannte Beispiele sind #meinecoke (Coca Cola) oder #makeitcount (Nike). Ob selbst kreiert oder Trending – wichtig ist dabei, dass der Hashtag gründlich überprüft wird – und nicht zufällig noch für etwas ganz anderes steht. Eines der wohl größten Blamagen ist das Beispiel #Aurora: Das Hashtag steht für den Amoklauf 2012 in Aurora, Colorado während der Premiere von Dark Knight Rises. Das Unternehmen Celeb Boutique dachte, es sei eine gute Idee, mit diesem Trending Hashtag auf ein von Kim Kardashian inspiriertes Kleid namens Aurora hinzuweisen. Hashtag-Recherche? Mal eine Person Social Media machen lassen, die auch Nachrichten liest? Wäre vielleicht keine schlechte Idee gewesen.
Das solltet ihr außerdem vermeiden: Wenn ein Hashtag bereits durch andere User oder Marken viele Suchtreffer generiert. Denn dann ist eure Chance, irgendwem unter all den „Konkurrenz“-Beiträgen damit ins Auge zu fallen, natürlich entsprechend gering. Und achtet zu guter Letzt darauf, eure Posts und Tweets nicht mit Hashtags zu überladen. Liest sich nicht gut, wirkt erschlagend und wahllos und bringt auch nichts. Nachweislich wirkt sich solch ein Hashtag-Overkill auch negativ auf die Interaktion der User aus. Denn das kann zum Beispiel dazu führen, dass zu zig themenverwandten Threads geswitcht, aber beim ursprünglichen Post keine Interaktion (Kommentar o. ä.) mehr ausgeführt wird.
Der Siegeszug der Raute
“how do you feel about using # (pound) for groups. As in #barcamp [msg]?“
Mit diesem Tweet fing am 23. August 2007 alles an. Er kommt von Chris Messina – ehemaliger Google-Designer, Internet-Aktivist, selbsternannter „Hashtag Godfather“ und nicht zu verwechseln mit dem gleichnamigen Schauspieler. Sein Vorschlag, die Raute (engl. Hash) zu nutzen, um Schlagworte (engl. Tags) zu markieren, ging zwar nicht direkt von 0 auf 100 steil, legte aber den Grundstein und setzte sich auf Twitter schon bald durch. Der Begriff Hashtag wurde von Messina übrigens noch nicht genutzt, sondern lässt sich auf einen Tweet von Stowe Boyd zurückführen, der 2007 vorschlug: „Hash Tags = Twitter Groupings“, sprich, das Zusammenführen von an einem bestimmten Thema interessierten Leuten durch ein passendes Tag zu vereinfachen. Twitter selbst begann 2009 alle Hashtags in Tweets zu verlinken und in den Suchergebnissen für das entsprechende Wort aufzulisten. Die „Trending Topics“-Liste wurde 2010 eingeführt.
Im US-amerikanischen Alltag sind Hashtags schon seit geraumer Zeit allgegenwärtig, und immer öfter sieht man in Print-, Fernseh- und Plakatwerbung statt einer URL einen Hashtag. Mittlerweile werden in den USA zur Primetime mehr TV-Spots mit Hashtags als mit URLs ausgestrahlt, und kaum eine Sendung oder Trailer kommt ohne eingeblendeten Hashtag aus. Den ersten Werbespot mit Hashtag sendete übrigens Audi im Januar 2011 während des Superbowl.
Aber hierzulande regt sich auch so langsam einiges. Die eingangs erwähnte Frage meiner Bekannten zeigt es bereits: Auch „offline“ begegnet man inzwischen Hashtags an allen Ecken und Enden – sonst wäre mir die Frage auch nicht gestellt worden.
Hashtags auf verschiedenen Kanälen
Hashtags sind aus dem Social Web nicht mehr wegzudenken und wurden wie erwähnt erstmals auf Twitter genutzt. Hier ein kleiner Überblick. Ich beschränke mich auf die relevantesten bzw. größten Netzwerke, auch wenn die Raute längst nicht nur dort genutzt wird.
Die Wiege: Twitter
Wie bereits erwähnt, fing bei Twitter alles an, und lange Zeit waren Hashtags ein Alleinstellungsmerkmal von Twitter. Die „Trending“-Liste zeigt, welche Hashtags gerade weltweit am beliebtesten sind. Ein gutes Analyse und Search-Tool ist auch http://hashtagify.me/. Twitter selbst empfiehlt nicht mehr als zwei Hashtags pro Tweet, und das macht auch Sinn. Auf 140 Zeichen würde man die Sätze sonst überfrachten und unlesbar machen.
Will auch mitspielen: Facebook
2013 sprang auch Facebook auf den Zug auf, die Verwendung hat sich allerdings noch nicht wirklich durchgesetzt. Auf Facebook sollten Hashtags eher sparsam verwendet werden, zum Beispiel um eine Marke oder Kampagne zu taggen. Eine Vielzahl an Hashtags gilt als übertrieben. Ein einzelner Hashtag kann im Fließtext gesetzt werden, mehrere Hashtags (falls unbedingt nötig) sollten unbedingt sichtbar mit einem Absatz vom Content getrennt werden. So tauchen sie in der entsprechenden Suche auf, stören aber nicht den Lesefluss.
Ohne geht nichts: Instagram
Im Gegensatz zu Facebook hat Instagram von Anfang an auf Hashtags gesetzt, und sie gehören fest zum Prinzip der Plattform. Ein umfassender Hashtag-Mix ist hier unerlässlich, um Bilder bekannter zu machen, das Netzwerk zu vergrößern und Gleichgesinnte zu finden. Auf Websta findet ihr eine Hot-List der angesagtesten Instagram-Hashtags. In einer höheren Anzahl erzielen sie hier auch bessere Treffer – Instagram ist die Ausnahme von der Regel, Posts nicht mit Hashtags zu überladen.
Google+
Seit 2011 verlinkt Google+ automatisch Begriffe mit vorangestellter Raute, es können aber auch eigene hinzugefügt bzw. die vorgeschlagenen abgelehnt werden. Die Hashtag-Suche funktioniert sehr gut, entsprechend getaggte Beiträge werden bei der Recherche nach einem Thema entsprechend besser gefunden.
#Fazit
Was haben wir nun gelernt?
Hashtags sind aus dem (digitalen) Leben nicht mehr wegzudenken, aber Sinn machen sie nur, wenn sie auch zu etwas führen bzw. funktionieren. Bei der Verwendung solltet ihr in jedem Fall einige wichtige Dinge – wie ich sie euch hier auch vorgestellt habe – berücksichtigen. Denn wer wie wild einfach „drauflos-taggt“, richtet unter Umständen mehr Schaden als Nutzen an. Zumal ihr euren Usern bzw. deren Augen keinen Gefallen tut, wenn ihr eure Beiträge mit Hashtags völlig überfrachtet. Andererseits: Der beschriebene Negativ-Fall #Aurora ist die Ausnahme und natürlich nicht die Regel.
Für User, die bereits eure Fans sind, ist der Hashtag ein interessanter Hinweis auf aktuelle Trend-Topics bzw. funktioniert als weiterführender Link mit zusätzlichen Infos zum Thema (also im Prinzip wie eine Art Extra-Service für Leserinnen und Leser.) User, die euch noch gar nicht kennen, werden wiederum dank der Hashtags erst auf euch aufmerksam.
Was sind eure Erfahrungen mit der Raute? Setzt ihr Hashtags gerne ein, stören sie euch, findet ihr sie nützlich oder habt ihr euch bis jetzt noch nicht wirklich damit beschäftigt?